M&A im Wandel geopolitischer und infrastruktureller Veränderungen

M&A im Wandel geopolitischer und infrastruktureller Veränderungen

Unternehmen aus Großbritannien sind derzeit ein interessantes Ziel für Unternehmenszukäufe, unter anderem weil sie auch nach dem Brexit Zugang zum britischen Markt ermöglichen. Doch auch deutsche Unternehmen bleiben für Käufer attraktiv.

Britischer Markt für Mergers & Acquisitions boomt

Großbritannien ist im Rahmen seiner Brexit-Bemühungen unverkennbar in den Mergers & Acquisitions (M&A)-Fokus gerückt. Die EU und insbesondere seine Unternehmen mit entsprechenden Handels- und Lieferketten werden vor operative sowie bürokratische Herausforderungen gestellt. Solange der Austritt nicht erfolgt ist, können europäische Unternehmen bei Sitzverlegungen oder grenzübergreifenden Konzernverschmelzungen das Vereinigte Königreich noch als EU-Mitglied behandeln und die Möglichkeit des EU-Rechts nutzen.
Da Deutschland und Großbritannien wirtschaftlich eng miteinander verknüpft sind, wird ein Austritt enormen Einfluss auf den Wettbewerb haben. Aufgrund der Sicherung des Zugangs zum britischen Markt und des vorliegend schwachen Pfunds boomte der M&A-Markt mit zum Verkauf stehenden britischen Unternehmen. Für 2019 wird prognostiziert, dass Kaufinteressenten insbesondere aus den USA als auch Asien treibende Kraft, jedoch mit ausgewogenen und langfristigen Perspektiven, im britischen M&A-Markt sein werden. Neben dem drohenden Brexit schwindet die Anziehungskraft Europas anhand fehlender Reformen, niedrigen Wachstums als auch der neuen Ost-West-Spaltung.

Deutschland vor allem für europäische Käufer interessant

Deutsche Unternehmen werden im Allgemeinen von ausländischen Käufern in Europa favorisiert, wobei innereuropäische Übernahmen im Mittelstand zahlenmäßig im Vordergrund stehen. Käufer aus Europa wollen ihren Eintritt in den deutschen Markt beschleunigen, statt eigene Organisationen aufzubauen.
Die Türkei, als verlängerte Werkbank Europas, verliert im Gegensatz dazu durch die Abwertung der Lira drastisch an Bedeutung. Den wirtschaftspolitischen Rahmen halten laut „AHK World Business Outlook“ mehr als drei Viertel aller befragten Unternehmen für einen großen Unsicherheitsfaktor. Für diese Erhebung befragt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag jährlich 3500 deutsche Unternehmen und ihre Auslandstöchter.
Als aktive Käufernationen außerhalb der EU traten China und die USA im deutschen M&A-Markt in Erscheinung. US-Präsident Donald Trumps Abschottungspolitik irritiert in Anbetracht der invers gelagerten „Belt and Road Initiative“ (BRI), welche von Xi Jinping, dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas, erstmals im Jahre 2013 vorgestellt und anhand der Strategie „Made in China 2025“ aus dem Jahr 2015 ergänzt wurde.

„Made in Germany“ noch immer Qualitätsmerkmal

Peking zieht BRI-Investitionen vor, die einem strategisch unternehmerischen, logistischen und kulturellen Zweck dienen. Dennoch wird Deutschland wegen seiner technischen Kompetenz und der Strahlkraft des Etiketts „Made in Germany“ bei chinesischen Käufern weiter bevorzugt. Chinesische State-Owned Enterprises (SOE) haben bei Übernahmen in den letzten Jahren einen Wandel vollzogen und umfangreiche Transaktionserfahrung in Bezug auf Finanzierungen und fusionsgefolgter Integrationen gesammelt. Es zeigt sich bei vielen Übernahmen, dass Chinesen bereitwilliger in Unternehmen investieren, die Zahl der Arbeitsplätze beibehalten sowie den Marktzugang in die zweitgrößte Volkswirtschaft für mittelständische Unternehmen ermöglichen. Diese Mehrwerte kommen beiden Seiten zugute.
Die Anzahl der M&A-Transaktionen zwischen der EU und China wird in den kommenden Jahren steigen, vor allem, da die Vereinigten Staaten für chinesische Unternehmen ein spannungsgeladener Markt sind und in diesem Zuge europäische Firmen zunehmend die Vorteile nutzen möchten, in die neue „Seidenstraße“ (BRI) einbezogen zu sein. Die angekündigte Lockerung der Beteiligungsobergrenze bei lokalen Automobilfirmen bis 2022 wird auch deutsche Unternehmen in die Lage versetzen, passende Zukäufe in China umsetzen zu können.
US-Amerikaner betrachten Deutschland wegen der Größe des Markts, der zentralen Lage, der Verankerung in Europa und dem damit verbundenen Führungssystem für Auslandstöchter als wichtigste Zielregion. Letzteres ist deshalb relevant, weil der typische US-Käufer kaum Erfahrungen mit der Führung vieler Auslandsbeteiligungen und mit der Bedienung kleinteiliger und im Kundenverhalten hoch individueller Auslandsmärkte hat. Dies alles aber bekommt er bei der Übernahme eines erfahrenen deutschen Mittelständlers zu seiner Marktpräsenz mitgeliefert. Firmenkäufe sind daher auch ein Einstieg in den europäischen Teil der Globalisierung des Geschäfts.

Problemstellungen im Mittelstand

Neben allen geopolitischen und infrastrukturellen Veränderungen bestehen für den Mittelstand aber auch oft Unklarheiten in Anbetracht einer professionellen Vorgehensweise beim Unternehmensverkauf. Im Rahmen fehlender, familieninterner Nachfolger kommt der Identifikation des passenden Käufers eine Schlüsselrolle zu, welcher als strategischer Käufer, Beteiligungsgesellschaft, Family Office oder Privatinvestor in Erscheinung treten kann.
Die Auswahl unter potenziellen Käufern oder Beteiligungspartnern ist durch das anhaltende Niedrigzinsumfeld sowie durch die Attraktivität familiengeführter Unternehmen groß. Im Rahmen eines strukturierten Prozesses schafft der Vergleich zwischen Interessenten und deren Kaufangeboten erst den notwendigen Überblick für zielführende Verkaufsgespräche. So kann eine Partnerschaft mit ausländischen Unternehmen oder Beteiligungsgesellschaften gerade bei internationalen Wachstumsplänen Vorteile bieten.
Dabei fehlt Mittelständlern häufig die Kenntnis darüber, wie man diese Selektion und Annäherung in Etappen erfolgreich betreiben kann. Instrumente und Best Practices im M&A sind vielschichtig und setzen eine professionelle Vorbereitung als auch ein stets abgestimmtes Handeln voraus. Umso ärgerlicher, wenn Transaktionen dann an mangelhafter Kommunikation, Kenntnis oder Vorbereitung durch Firmen in Eigenregie scheitern.
Als Dealbreaker kann auch die sogenannte Due-Diligence-Prüfung angeführt werden, in welcher der Verkäufer seine vertraulichen Daten und Informationen offenlegt. Ein hierbei oftmals anzutreffendes Problem zeigt sich darin, dass Firmeninhaber den Verkauf nicht mit professionellen M&A-Beratern, sondern mit ihrem Anwalt und Steuerberater betreiben wollen. Dadurch verliert der Prozess jedoch erheblich an Fahrt, weil er sich erfahrungsgemäß auf Nebenschauplätze verlegt. Zum anderen ist erwiesen, dass M&A-Berater aufgrund von Erfahrung und Marktkenntnis deutlich höhere Preise erzielen. Promecon, als eine der führenden M&A-Beratungen im deutschsprachigen Raum, erarbeitet hierzu seit vielen Jahren nachhaltige Lösungen für den Mittelstand.

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https://www.maschinenmarkt.vogel.de/britischer-markt-fuer-mergers-acquisitions-boomt-a-803498/